Biofleisch: Was ist eigentlich der Unterschied zu „normalem" Fleisch?
Viele unserer Kundinnen und Kunden wissen gar nicht, wie groß der Unterschied zwischen Bio-Schweinefleisch und Schwein aus konventioneller Landwirtschaft eigentlich ist.
Wenn man den Mehraufwand für Stallbau, Fütterung, Haltung, Transport usw. nicht kennt, fällt es wahrscheinlich auch schwer, die Preisunterschiede zwischen biologischem und konventionellem Fleisch zu verstehen.
Neben der EU-weiten Bioverordnung gelten für Österreichs Bio-Bauernhöfe nämlich auch oft die strengen Richtlinien von BIO Austria und eventuell die Vorgaben von Vermarktern oder Lebensmittelhändlern. Und natürlich das Tierschutzgesetz!
Deswegen fassen wir die 6 größten Unterschiede zwischen Bio-Schwein und „normalem" Schweinefleisch kurz zusammen:
Stroh zum Liegen und ein Auslauf ins Freie - Pflicht in jedem Bio-Schweinestall.
Bio-Schweinefleisch vs. Schwein aus konventioneller Landwirtschaft: Die 6 größten Unterschiede
1. Artgerechte Tierhaltung
Wie in jedem Biobetrieb steht auch in einem ökologischen Schweinestall das Wohl des Tieres im Mittelpunkt. Dazu gehört z. B. genügend Auslauf im Freien, inkl.
- Wühlen,
- Sonnenschutz,
- Frischluft und
- Tageslicht.
Das Anbinden der Schweine ist nicht erlaubt.
In einem Bio-Schweinestall gibt es getrennte Bereiche zum Schlafen, Bewegen, Ausscheiden und Fressen. Ein sauberer Liegebereich ohne Kot und ein Aktivitätsbereich im Freien müssen gegeben sein. In einem konventionellen Stall gibt es diese Trennung nicht - das Schwein muss dort liegen, wo es auch sein Geschäft verrichtet. Für die hochintelligenten Schweine ist das natürlich nicht artgerecht.
In der Bio-Landwirtschaft stehen die Bedürfnisse des Tieres im Vordergrund.
Verhaltensstörungen und körperliche Leiden sind in Bio-Betrieben selten. Die Bio-Schweine führen außerdem ein längeres Leben: Sie werden nicht möglichst schnell gemästet und dann gleich geschlachtet.
2. Keine Antibiotika, Medikamente oder Hormone
In einem Bio-Betrieb sind keine gentechnisch veränderten Futtermittel, synthetischen Aminosäuren, Pflanzenschutz- oder synthetische Düngemittel oder Extraktionsschrote erlaubt. Die Tiere nehmen deutlich weniger Pestizide auf. Wachstumsfördernde Stoffe (Hormone) sind verboten.
Die Gabe von Antibiotika ist nur im Notfall, unter bestimmten Voraussetzungen und höchstens 3 x pro Schweineleben erlaubt, sonst darf das Fleisch nicht mehr als Bio verkauft werden.
Krankheiten werden mit pflanzlichen oder homöopathischen Arzneimitteln behandelt - und ihnen wird durch möglichst artgerechte Haltung, hochwertiges Futter, viel Bewegung und rassenspezifisches Fachwissen vorgebeugt.
3. Biologische, naturbelassene Fütterung
Die Tiere werden mit einem hohen Raufutteranteil (Heu, Silage, Stroh und Grünfutter), Getreide, Ackerbohnen, Erbsen, Sojakuchen, Bierhefe und Magermilchpulver gefüttert. Auch die Verwertung von Nahrungsmittel-„Abfällen" (unschöne Kartoffeln, Brot etc.) durch die Allesfresser spielt eine große Rolle.
Im Idealfall werden die Futtermittel aus dem eigenen Bio-Betrieb, und somit einem geschlossenen Nahrungskreislauf, bezogen. Es wird eine 100-prozentige Bio-Fütterung aus kontrolliert biologischem Anbau aus dem Inland, möglichst regional, angestrebt. Dadurch wird auch der Anteil an importiertem Soja reduziert: „Der Anbau von gentechnisch verändertem und stark mit Pestiziden belastetem Soja, oft in Lateinamerika, ist für die Rodung zahlreicher Wälder verantwortlich", meint der WWF.
Und natürlich kommt es auch dir und deinem Körper zugute, wenn du Fleisch von einem Schwein isst, das nur biologisch ernährt wurde!
Video: Bio-Schweine habens gut - weshalb, zeigt BIO AUSTRIA
4. Bessere Qualität und Nährstoffe des Fleisches
Eine Studie der Universität Newcastle, die 67 wissenschaftliche Publikationen zu Fleisch verglich, kam zu dem Schluss: Biofleisch ist gesünder. Es enthält 50 % mehr ungesättigte Omega-3-Fettsäuren als konventionell hergestelltes Fleisch. Diese sind wichtig, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren, das Immunsystem zu stärken und die neurologische Entwicklung zu begünstigen. Die Signalstoffe, in die diese Fettsäuren umgewandelt werden können, wirken außerdem schmerz- und entzündungshemmend.
Biofleisch weist ebenfalls einen höheren Anteil an Mineralstoffen und Antioxidantien auf. Hingegen ist die Konzentration an gesättigten Fettsäuren (Myristin- und Palmitinsäure), die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können, im Biofleisch geringer.
Die Tiere werden ihr Leben lang möglichst stressfrei behandelt, auch bei Transport und Schlachtung - Stress und das dadurch ausgestoßene Adrenalin wirkten sich schließlich negativ auf die Fleischqualität aus. Da Bio-Fleisch einen höheren Fettgehalt aufweist, wird es außerdem als aromatischer und schmackhafter wahrgenommen und auch von Spitzenköchen bevorzugt.
5. Strengste Richtlinien für Bio-Schweinefleisch
Während bei anderen Tierarten, z. B. Rind und Geflügel, die Umstellung auf einen Bio-Bauernhof relativ einfach durch das Hinzufügen von Auslauf durchgeführt werden kann, ist die Bio-Schweinehaltung viel komplizierter. Das beginnt bei strengen Richtlinien beim Stallbau und zieht sich über die Ferkelzucht bis hin zum Platzangebot und den oben erwähnten getrennten Lebensbereichen, die so speziell nur Schweine aufgrund ihrer Natur benötigen.
Ein Bio-Schweinestall muss nicht nur mehrere getrennte Bereiche haben (die die Schweine auch verstehen und richtig nutzen!), sondern bis zu 3 x so viel Platz bieten wie ein herkömmlicher Stall. Klar definierte Innen- und Außenbereiche sind genauso Pflicht wie die Eindeckung mit Stroh. Das bedeutet mehr Arbeit beim Ausmisten und zusätzliche Investitionen für die Lagerung des Strohs.
Ein Stall für 100 Bio-Zuchtschweine kann so bis zu 800.000 Euro kosten! Mehr dazu liest du in unserem Experteninterview mit dem Institut für biologische Landwirtschaft.
So sieht ein moderner Bio-Schweinestall für die Ferkelzucht aus - der neue Stall des Instituts für biologischen Landbau.
6. Stressfreie Geburt, Lebenszeit und Schlachtung
Das sogenannte freie Abferkeln, also die natürliche Geburt in einem Nest aus Stroh und nicht in einem Käfig, läutet das naturbelassene Leben der Bio-Schweine ein. Bio-Ferkel werden 6 bis 8 Wochen lang mit natürlicher Milch gesäugt und dürfen sich schon bald im Freien austoben und ihrem Spiel- und Entdeckungstrieb nachgehen.
Bio-Schweine werden während ihrer Lebenszeit größtenteils in Ruhe gelassen: Ihre Schwänze dürfen nicht abgezwickt und die Zähne nicht geschliffen werden. Sie erhalten keine Impfungen und nur im Notfall Antibiotika (siehe oben).
Beim Transport und bei der Schlachtung müssen Stress, Schmerz, Leid und Angst auf ein Minimum reduziert werden. Elektrische Treibhilfen mit Stromstößen, Schlaginstrumente oder medikamentöse Beruhigungsmittel sind verboten.
Ist Biofleisch wirklich besser und gesünder?
Diese Frage kann mit einem klaren Ja beantwortet werden. Bio-Fleisch ist besser für Tier, Mensch und Umwelt, bringt aber viele Bürden und Herausforderungen für die Bauern mit sich.
Trotzdem ist Österreich das Bioland Nr. 1 in Europa: Engagierte Bäuerinnen und Bauern, die sich ökologischen, ethischen, sozialen und tierschutzrechtlichen Auflagen verschrieben haben, machen es möglich. Und diese aufopfernde Arbeit kostet mehr - und ist daher auch mehr wert!
Bei nahgenuss kannst du Bio-Schweinefleisch direkt vom Bauernhof bestellen. Viele unserer Bauern und Bäuerinnen gehen sogar noch viel weiter, als es die Bio-Gesetze schon vorschreiben und halten ihre Schweine z.B. das ganze Jahr im Freien. Überzeuge dich selbst!